Mediation und
Öffentlichkeitsarbeit

Vereinfachte Darstellung eines mediativen Prozesses





















Von Marianne Thalmann

12. Oktober 2000

Inhaltsverzeichnis






Einleitung



A: Problemstellung


  1. Kurze Vorstellung meines Arbeitsfeldes

  2. Allgemeine Problemstellung

  3. Illustrierende Beispiele

    1. Streit in der Ehe

    2. Verwahrlosungsverdacht eines Kleinkindes



B: Theorieteil


  1. Grundsätzliche Überlegungen

  2. Voraussetzungen für die Mediation

  3. Wichtigste Spielregeln

  1. Meine eigenen Erfahrungen in den Rollenspielen



C: Schlussfolgerungen


  1. Allgemeine Erkenntnisse

  2. Bearbeitung der erwähnten Fallbeispielen

    1. Streit in der Ehe

    2. Verwahrlosungsverdacht eines Kleinkindes

  3. Notwendigkeit einer einfachen Erklärung der Mediation

  4. Überlegungen zu dem Entwurf einer Broschüre



Schlusswort

Einleitung



Mit der folgenden Arbeit möchte ich versuchen, meine Erkenntnisse über die Mediation, welche ich im Nachdiplomkurs erworben habe, zu vertiefen. Ich habe die Arbeit in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil werde ich die Problemstellung anhand von zwei Beispielen erläutern. Nachher werde ich in einem Theorieteil meine wichtigsten Wissensanteilen über Mediation darstellen. Im dritten Teil werde ich meine Schlussfolgerungen aufschreiben.




A: Problemstellung



1. Kurze Vorstellung meines Arbeitsfeldes


Seit zirka 15 Monaten arbeite ich mit Kindern und Jugendlichen im Wohnbereich. Dabei gab es einige Ungereimtheiten vorallem zwischen dem Klientel und den Betreuenden. Da unsere Institution nach einem lösungsorienterten Handlungsmodell arbeitet, dachte ich, dass die Mediation als Methode durchaus anwendbar sei. Doch beim näheren Kennenlernen der Regeln der Mediation erkannte ich, dass grundlegende Bedingungen in unserem Arbeitsalltag nicht gegeben sind: Es ist kein neutraler Dritter vorhanden, welcher als Prozesssteuermann hätte funktionieren können und zwischen den Beteiligten existiert ein riesiges Machtgefälle. Auch bei Streitereien der Kinder und Jugendlichen unter sich kam eine Mediation nie in Betracht. Dafür wäre die Bereitschaft und der Wunsch, aus dem Der-Stärkere-gewinnt-Prinzip herauszutreten nötig gewesen, dies war leider nie der Fall.

Somit hatte ich keine Gelegenheit, in meinem Arbeitsalltag einen Praxisbezug herzustellen.



2. Allgemeine Problemstellung


Immer wieder wurde ich gefragt, was Mediation genau bedeute. Meine Antwort war jeweils sehr spärlich und vor allem unsicher. Was ich wirklich sagen wollte, traf nie den Kern der Sache. Mir wurde bewusst, dass ich versuchen musste, dieses Konfliktlösungsmodell gefühlsmässig zu erfassen und es symbolisch zu kommunizieren.


3. Fallbeispiele


3.1. Streitereien zwischen Ehepartnern

Eine Bekannte rief mich an und erzählte mir, dass ihr Mann sie so geschlagen hätte, dass er sich dabei die Hand brach. Darauf verliess sie mit ihren beiden Kleinkinder die gemeinsame Wohnung. Nun wusste sie nicht, was sie tun sollte.

Hier hätte eine Mediatorin vielleicht mit den beiden die Verhältnisse soweit klären können, damit die Ehepartner sich hätten entscheiden können, wo ihre Tochter nach den Sommerferien in den Kindergarten gehen sollte, bzw. wie das weitere Vorgehen überhaupt aussehen soll.

Erklären, was Mediation bedeutet, wäre ein unsinniges Unternehmen gewesen, da keine Vorkenntnisse und kaum Interesse an solchen Dingen bestand. Zudem wusste ich nicht, wie ich Mediation einfach erklären konnte.

Mein Tip zu einem Arzt und danach zu einem Psychiater zu gehen wurde angenommen. Der Psychiater führte dann das Gespräch mit den Ehepartnern. Nun sind sie wieder zusammen.

Wäre hier Mediation unter bestimmten Umständen angebracht gewesen?



3.2. Konflikt in der Betreuung eines Kindes

Ein Anruf mit folgender Thematik: „Der Gemeindepräsident schickt mich zu einer Frau, damit ich überprüfe, ob deren fünfjährige Tochter verwahrlost sei.“

Nach meiner Frage, warum diese Aufgabe ihr zugesprochen sei, meinte sie, dass dies in den Statuten des Frauenvereins stehe und las mir den entsprechenden Abschnitt vor.

Nun begannen wir zu überlegen, welche Folgen ein solcher Blitzbesuch haben könnte. Wie man vorgehen könnte und was man genau sagen sollte. Das Hintergrundwissen war spärlich, aber offensichtlich hatte der Exmann diese Frau angezeigt. Der Anruferin wurde bewusst, dass die Wahrung ihrer Neutralität unter den gegebenen Umständen nicht möglich war.

Was sie nach diesem Besuch tun sollte, war der Anruferin auch nicht klar: Nach einen einmaligen Besuch ein Urteil abgeben?

Ich vermutete hinter dieser Anzeige eine nicht abgestützte Scheidungsvereinbarung und empfahl eine Mediation. Klare Informationen dazu konnte ich am Telefon nicht geben. Die zugesandten Unterlagen über Mediation ergaben ein unbefriedigendes Bild.

B: Theorieteil

(In den folgenden Ausführungen werde ich für die Mediatorin, bzw. den Mediator die weibliche Form brauchen. Die Mediatoren sind selbstverständlich eingeschlossen.)



1. Grundsätzliche Überlegungen


Die grosse Frage aus meiner Praxis an die Theorie ist: „ Wie erkläre ich mit einfachen Worten oder Bildern, was die Grundaussage der Mediation ist?“

Aus dieser Fragestellung ergibt sich, dass ich meine Überlegungen zur Mediation im allgemeinen Bereich halten möchte, ohne Vertiefungen in vorhandene Theorien. Folgende Ausführungen sind Produkte aus meinen Erkenntnissen im Kurs, einigen Büchern und eigenen Erfahrungen. Diese alltagsheoretischen Überlegungen an wissenschaftlichen Theorien zu reflektieren und überprüfen, würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen.



2. Voraussetzungen für die Mediation




3. Wichtigste Spielregeln


In der Mediation wird auf der Sachebene das Chaos von verstrickten Beziehungen entwirrt. Die verhärteten Standpunkte werden aufgeweicht und die dahinter stehenden Bedürfnisse erforscht. Dazu ist ein Erlernen neuer Kommunikationsformen nötig und entsprechende Spielregeln dazu:




4. Meine eigenen Erfahrungen in den Rollenspielen


In unserem Mediationskurs wurde viel Wert auf Eigenerfahrungen gelegt, d.h. verschiedenste Rollenspiele verhalfen uns zu den nötigen Erkenntnissen. Es ginge zu weit, meine Erfahrungen in schriftlicher Form zu reflektieren. Deshalb nur die wichtigsten Punkte:



C: Schlussfolgerungen



1. Allgemeine Erkenntnisse


Mediation ist eine Methode, welche das Innere durch das Äussere strukturiert. Sie geht von der Annahme aus, dass Konflikte ein Missachten der eigenen Bedürfnisse darstellen, welche zunehmend nicht wahrgenommen werden. Die Wahrnehmung verengt sich und Botschaften werden vermehrt selektiv wahrgenommen, die eigene Sichtweise wird bestätigt, die Spirale dreht nach unten. Die Aufgabe der Mediation ist die Wahrnehmung zu erweitern und nicht Standpunkt Bestätigendes zu verstärken. Dies geschieht im sicheren Rahmen von Strukturen (klare Regeln und Rollenverteilung, Sichtbarmachung des Prozesses).




2. Bearbeitung der erwähnten Fallbeispielen


Ganz kurz möchte ich nochmals auf die eingangs erwähnten Beispiele zurückkommen.


2.1. Streit in der Ehe


Bei einer Anfrage für eine Mediation mit diesem Paar würde ich mir folgende Punkte überlegen:




2.2. Verwahrlosungsverdacht eines Kleinkindes



In diesem Fall wäre eine Mediation wahrscheinlich eine gute Möglichkeit gewesen, die Scheidungsvereinbarung zu überarbeiten und sie besser abzustützen.

Die Anruferin hat ihren Auftrag für den Besuch zurückgewiesen und den Tip gegeben eine Mediatorin oder einen Mediator beizuziehen. Den weiteren Verlauf dieser Geschichte kenne ich nicht.




3. Notwendigkeit einer einfachen Erklärung der Mediation


Die dargestellten Beispiele zeigen, dass es sinnvoll wäre eine einfache Erklärung für Mediation zu geben, auch wenn eine klassische Mediation nicht in Frage kommt. Mediative Anteile sind in allen Kommunikationsformen unter gewissen Bedingungen sinnvoll und können die Möglichkeit eines Menschen mit Konflikten umzugehen erweitern.




4. Überlegungen zu dem Entwurf einer Broschüre


Vier Bilder, welche den Mediationsprozess symbolisch darstellen:

1. Bild: Köche schlagen sich mit Kellen in einer Küche.

2. Bild: Die Köche richten ihren Blick auf den dritten Menschen, welcher neutral gekleidet ist und ein Rezept in der Hand hält.

3. Bild: Gemeinsam rühren die Köche in einem Topf. In Gedankenblasen sieht man das Rezept und die neutrale Person.

4. Bild: Ein Händedruck über dem Teller mit der Speise.

Die grafische Umsetzung dieser Idee werde ich ausführen lassen bei Bedarf.Schlusswort



Durch diese Arbeit wurden mir Zusammenhänge bewusster. Ich werde in Zukunft auf die Frage: „Was ist eine Mediation?“ sicherer reagieren können.

Zudem habe ich das Gefühl, dass ich etwas Ordnung in meine vorhandenen Wissensanteile bringen konnte. Dabei ist mir bewusst, dass die mediative Haltung unter anderem beinhaltet, sich nicht auf Lorbeeren auszuruhen, da jeder Mensch und jede Situation ihre Eigenheiten hat. Offenheit für diese Besonderheiten ist immer nötig; trotzdem die Strukturen, Prozessmerkmale und die gemachten Erfahrungen nicht zu vergessen ist ebenso wichtig.

Auch die Rolle der Mediatorin wurde mir vertrauter, d.h. ich könnte mir vorstellen unter relativ guten Bedingungen einen mediativen Prozess zu führen und zu begleiten.

Sehr gewinnbringend für mich war eine bildliche, symbolische Darstellung des Mediationsprozesses. Nun habe ich die massgebenden Punkte einer Mediation auch gefühlsmässig erfasst. Dabei den leisen Verdacht zu haben, völlig falsch zu liegen, sorgt für eine innere Offenheit.